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ENDZEIT. Die Geschichte der christlichen Jahreszählung von Sepp Rothwangl

 

vergriffen

 

Youtube-Video zum Buch:

 

Interview in Wiener Zeitung zum Buch

 

 

Kurzbeschreibung

 

    Wonach zählen wir die Jahre wirklich?
Weltweit herrscht die christliche Jahreszählung nach Anno Domini (A.D.) vor. Das Jahr von Geburt Christi (A.D.) und damit der Beginn der christlichen Zeitrechnung wurde aber erst rückwirkend im frühen 6. Jhd. durch den skythischen Gelehrten Dionysius Exiguus eingeführt. Er erwartete für die damals schon berechenbare Planetenkonjunktion im Jahre 2000 A.D. das Ende der Zeit und die Auferstehung Christi. Entsprechend wurde der A.D.-Kalender quasi als Countdown zur Apokalypse angelegt. Die Endzeit blieb freilich aus. Geblieben ist ein esoterisches, überholtes Kalendersystem, das nicht mit den astronomischen Fakten übereinstimmt.
    In seinem Buch klärt der Kalenderexperte und Archäoastronom Sepp Rothwangl über die Hintergründe verschiedener Zeitrechnungssysteme auf. Der Waldbauer und Autodidakt, der sich seit seiner Jugend für Sternenkunde in Verbindung mit Mythen und Religion begeistert hat, legt nun das Opus Magnum zur Anno Domini Zeitrechnung vor. Das Buch zeigt nicht nur, wie die frühen Christen mit ihren Weltuntergangsphantasien die Jahreszählung manipuliert haben. Es ist eine Geschichte der Jahreszählungen überhaupt. ‚Mit einer Vielzahl von Originalzitaten und zahlreichen Bildern untermauert, eröffnet es auch Perspektiven für eine „säkularisierte Zeitrechnung“.

    Christliche Geschichte wird als Mythos entlarvt.
So ist der biblische Mythos, wonach Herodes die Tötung des neugeborenen Jesus angeordnet hat, überholt, denn Herodes starb bereits 4 Jahre vor der Zeitrechnung nach Chr. Geb. Ebenso entlarvt Buchautor Rothwangl den Kreuzigungstermin als kalendarisch unmöglich: Die erwähnte Sonnenfinsternis zur Kreuzigung Christi ist ein Mythos, denn sie hätte nur bei Neumond auftreten können – da das überlieferte Pessachfest am Tag nach der Kreuzigung an den Frühlingsvollmond gebunden war. Rothwangl analysiert mit präzisen astronomischen Berechnungen und zeigt, dass eine Geburt Christi nicht im Jahr 1 A.D.  gewesen sein konnte. Tatsächlich jedoch wurde dieses Jahr in der Erwartung der Endzeit erstellt und macht die christliche Jahreszählung zu einem Weltuntergangskalender.

    SI-Einheiten statt Weltuntergangs-Kalender:
“Unser Kalender basiert auf einem überholten, abergläubischen, apokalyptischen Weltbild mit fehlerhafter astronomischer Berechnung. Heute versucht man ausschließlich mit dem SI, dem metrischen Einheitssystem, zu Normieren und mit Naturkonstanten in Einklang zu bringen. Daher sollte unser päpstlicher Gregorianischer Kalender durch eine neue Zeitrechnung ersetzt werden”, empfiehlt Rothwangl.

Erste Rezensionen von Wissenschaftern:

    Am Beginn des 33. Kapitels seines Buches zitiert der Autor Sepp Rothwangl den Dichter und Philosophen Dante Alighieri mit dem Aphorismus „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie an und handelt“. Ein Zitat, das Herrn Rothwangl geradezu auf den Leib geschneidert erscheint, nimmt dieser doch die (christliche) Zeitrechnung ins Visier, packt sie gewissermaßen also an – und handelt, indem er letztere detailliert vorstellt, hinterfragt und bemerkenswerte eigene Erkenntnisse präsentiert.
    Dieses Buch, um ein Fazit der Rezension gleich vorwegzunehmen, ist eine wahre Fundgrube für an der Zeit und ihrer systematischen Erfassung interessierte Menschen. Eine Hin- und Einführung in die komplexe, religiös und mythisch geprägte, von Endzeiterwartung dominierte Entwicklung der Zeitrechnung. Wer meint, dass der einschlägige geschichtliche Ballast heutzutage vollends abgeworfen wurde, irrt gewaltig, wie der Autor nicht bloß behauptet, sondern ausführlich diskutiert und belegt. In anderen Worten: Wir, die wir durch das christliche Kalenderwesen im so genannten 21. Jahrhundert angekommen sind, sollten innehalten und darüber nachdenken, ob denn dieser uns selbstverständlich anmutende Sachverhalt wirklich Sinn macht. Ob wir nicht einfach „chronologisch“ manipuliert wurden und – weitaus bedenklicher – noch immer werden. Wer Rothwangls Buch zu Ende gelesen hat, soll, ja wird, nachdenklich geworden sein.
    Falls man dieses Buch mit Adjektiven charakterisieren möchte, dann mit dem Trio „beeindruckend, lehrreich, verstörend“. „Beeindruckend“, weil da jemand schreibt, der über offensichtlich höchst umfangreiche Kenntnisse der Sache, über die er sich auslässt, verfügt. Ein Beleg dafür ist die sehr lange Liste an Literatur gegen Ende des Buches. „Lehrreich“, weil man kaum glauben kann, wie vieler Fachkenntnis und sonstiger Komponenten es bedurfte, um sich überhaupt an die Schaffung einer über einen namhaften Zeitraum gültigen Zeitrechnung heranzuwagen. Rothwangl versetzt die Leserschaft in die Lage, das nachzuvollziehen bzw. auch nachzufühlen. „Verstörend“, weil etliches als glaubhaft Angesehene von ihm – teils geradezu genüsslich –  zer- und widerlegt wird. Beispiel: Die weithin bekannt gewordene These vom „erfundenen Mittelalter“ des Chronologiekritikers Heribert Illig. Verstörend mag zudem für religiös Gläubige christlichen Zuschnitts sein, wie denn Rothwangl mit so manchem Glaubensinhalt verfährt.
    Das führt den Rezensenten zu den womöglich leichte Irritationen hervorrufenden Stellen des ansonsten exzellenten Buches. Die Botschaft „weg mit unserem christlichen Kalenderquatsch!“ ist nämlich, ohne das das explizit so ausformuliert worden wäre, unüberlesbar. Freilich, um Goethe zu zitieren und die Wirkung auf so manche dem Christentum anhängende Personen aufzuzeigen: „Man merkt die Absicht und ist verstimmt“. Zudem hätten dem Werk an einigen Stellen Straffung und das Vermeiden der einen oder anderen Wiederholung gut getan. Weshalb im Glossar astronomischer Ausdrücke gegen Ende des Buchs die im Text so häufig angesprochenen Planeten keiner gesonderten Erwähnung für wert befunden wurden, wird wohl ebenso ein Geheimnis des Autors bleiben wie, weshalb er manche für kaum jemanden verständliche, noch dazu unerklärt gebliebene Ausdrücke zu schätzen scheint. Beispiel: „proleptisch“. Das alles sind gewiss bloß „lässliche Sünden“. Eine gewichtigere Sünde wäre es indes, wenn Sie, verehrte(r) potentielle(r) Leser(in), dieses Buch nicht  erwerben und in Ruhe durchlesen würden.
    Ao. Univ.-Prof. Ronald Weinberger, Astronom an der Universität Innsbruck
 

Der Titel des Buches spricht für sich: Mit beinahe missionarischem Eifer weist Sepp Rothwangl nach, dass der derzeit gültige Kalender mit seiner Zählung „A.D.“ – also Anno Domini – ein „päpstliches Monopol“ (Kap. 35) sei: Der Papst bestimme den Kalender, also „welchen Tag und welches Jahr wir haben“. Der Jahreszählung nach dem Gregorianischen Kalender lägen falsche Angaben zugrunde, was ja auch leicht nachzuvollziehen ist, wenn das im Neuen Testament so ausführlich beschriebene Geburtsgeschehen nicht auf die Zeitenwende, sondern z.B. in das Jahr 4 v. Chr. (oder: BCE) fällt. (Kap. 36). Und – schlimmer noch – den mit diesem Kalender verbundenen Wochentagsrhythmus zwingt die Kirche dann auch noch den Ungläubigen auf (Kap. 36)! Kein Wunder, dass sich der Autor eine neue Zeitrechnung wünscht.    Doch gemach – die Töne, die hier anklingen, werden uns später noch einmal beschäftigen. Zunächst sei ein kurzer Blick auf den Duktus des Buches geworfen. So finden wir in den ersten beiden Kapiteln sachliche und sauber abgefasste Darstellungen des Mondkalenders und des altägyptischen Kalenders unter Einbeziehung des metonischen Zyklus. In die nächsten beiden Kapiteln (aber nicht nur dort) gesellt sich eine gewisse Portion Polemik hinzu. Sie richtet sich gegen das unbestritten ja immer noch vorherrschende christliche Kalenderbild. Hier arbeitet sich Rothwangl daran ab, dass exakte Daten für die Kreuzigung und / oder die Auferstehung Christi aus den Evangelien nicht errechnet werden könnten: Sie seien eine „religiöse Fiktion“ (Kap. 4); die „Figur Jesu [...] kann historisch nicht festgemacht werden“ (Kap. 3).

 

    Aus archäoastronomischer Sicht hat Rothwangl damit sicher Recht. Es ist seit langer Zeit Konsens, dass die Geburt Jesu, mit der im Christentum so viel verbunden wird, nicht am Anfang der von Dionysius Exiguus erfundenen Jahreszählung „Anno Domini“ steht. Auch darauf kommt der Verf. natürlich zu sprechen (Kap. 10 – 14). Dass man aus einem so zweifelhaften Ausgangsmaterial ein derartiges welthistorisch bedeutsames Gebäude hat errichten können, entbehrt nicht einer gewissen Ironie, zumal das kirchliche „Monopol über den Kalender [...] zur Cashmaschine der Kirche“ wurde (Kap. 26). Aber aus diesen Daten die Folgerung zu ziehen, der historische Jesus gehöre in das Reich der Legende, ist angesichts einer überaus umfänglichen Diskussion zu diesem Thema doch voreilig.
    Zurück zum Durchgang durch das Buch. Denn eine für den Autor wichtige Zahl fehlt noch: Es ist die Periode von 6000 Jahren (entsprechend den sechs Schöpfungstagen), in denen Gott alle Dinge zuende führen werde; der siebte Tag sei der Gerichtstag (Kap. 5). Die Gleichsetzung von tausend Jahren mit einem Schöpfungstag verfolgt der Autor bis zur Theologie Luthers (Kap. 27). 6000 Jahre bedeuten demnach die ganze Schöpfung; die erfülle sich im Weltenjahr 6000, was nach gängigem Kalender dem Jahr 2040 n.Chr. entspreche.
    Es versteht sich von selber, dass in diesem Rahmen auch die Endzeitprophezeiungen angesprochen werden (Kap. 21). Insbesondere der Offenbarung des Johannes widmet der Verf. einige interessante Überlegungen (Kap. 22): Den ersten fünf Siegeln entsprächen die Sternbilder der Äquinoktien zur Zeit des Autors dieses Endzeitszenarios; aufgrund der Präzession gehe das Sternbild der Jungfrau unter; und jene Zahl, um die Johannes ein Rätsel aufbaue – es ist die 666 – sei die Zahl der Jahre, die die Präzessionskonstante beschreibe; die Apokalypse beschreibe also die Präzession (die wird im 19. Kap. näher untersucht).
    Die Präzession beschreibt s.v.w. das Taumeln der Erdachse, dabei wandert der Frühlingspunkt im Laufe der Jahrtausende durch die Sternbilder (Kap. 20). Dadurch tauchen einzelne Bilder ab, während andere erscheinen. So stehen wir heute am Beginn des „Wassermannzeitalters“ (Kap. 38); doch lässt sich ein solcher Beginn nicht mit der Angabe eines einzelnen Jahres erfassen, da es durch die Bewegungen der Himmelskörper und die Anziehungskräfte immer wieder zu gewissen Unschärfen kommt.
    Wenn aber das zuvor angesprochene prophezeite Weltende nicht eintritt, führt das zur Erstellung einer neuen Chronologie (Kap. 7) und notwendig auch zu neuen Endzeitphantasien, die wie bei den Sonnentemplern (1994/1997) im kollektiven Suizid enden können (Kap. 33). Die mentalitätsgeschichtlichen Hintergründe dieses Ereignisses sind interessanter Weise soeben in einem Buch von Peter Dinzelbacher untersucht worden (Weltuntergangsphantasien in der europäischen Geschichte. Aschaffenburg 2014, S. 177 – 181).
    Grundsätzlich steht im Hintergrund solcher Phantasien ein religöses Denken, das vom Christentum getragen sein kann, aber nicht muss. Das von christlichen Denkern erstellte Kalendarium versteht Rothwangl als ein Herrschaftsinstrument, dem er jegliche Legitimation abspricht. Ob diese Folie allein die zahlreichen Invektiven (das Wort „Aberglauben“ ist noch milde) gegen das Christentum erklärt, bleibe dahingestellt. Tatsache ist, dass der Verf. hier an Konventionen rüttelt, die aufzugeben die Amtskirche absolut nicht bereit ist, auch wenn die astronomischen Daten es eigentlich erfordern. Mit der Wissenschaft der Astronomie umzugehen versteht der Verfasser. So widerlegt er allein aus astronomischen Berechnungen heraus Illigs unsinnige These der Streichung von ca. drei Jahrhunderten aus dem Ablauf der Geschichte (Kap. 31; eine weitere Widerlegung wäre z.B. durch die Dendrochronologie ohne Schwierigkeiten möglich).
Was aber will Rothwangl erreichen? Der Leser bleibt etwas ratlos zurück. Er findet Hinweise zur Orientierung an der Präzession mit 25.800 Jahren mit 12 „normalen“ platonischen Jahren und Schaltungen dazwischen (Kap. 38). Ein Kalendarium wird damit noch nicht sichtbar.
    Rothwangl erzählt in seinem Buch erfrischend kurzweilig und unterhaltend, worum es ihm geht. Ein solches Opus darf man nicht mit der Elle des Historikers messen. Bibeltreue Leser seien vor der Lektüre gewarnt, und Kreationisten sollten einen ganz großen Bogen um das Buch schlagen. Der Autor macht auf Dinge aufmerksam, über die wir normaler Weise kaum oder nie nachdenken. Er zeigt uns, dass unser Kalender, den wir als etwas Alltägliches und Selbstverständliches ansehen, ein hochrangiges klerikales Herrschaftsinstrument ist. Wenn wir diese Darstellung so begreifen, dann hat das Buch seinen Zweck erfüllt.
    Dr. Werner Heinz, Historiker
 



Interview mit Werner Schandor (Wiener Zeitung) über das Buch ENDZEIT
Titel: Wir leben gerade in der Apokalypse

 



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Rezension im Freidenker 4/15